Grischa war mir sofort aufgefallen, weil er ein so trauriger Junge war. Im Sommer 2021 war er zum ersten Mal in die Freizeit gekommen, mit einem kleinen Rucksack, der nicht mehr als ein T-Shirt, ein Handtuch und ein Stück Seife enthielt. Niemand hatte sich die Mühe gemacht, eine Tasche für ihn zu packen. Auffällig war auch sein Verhalten. Ganz offensichtlich mangelte es ihm an Aufmerksamkeit, Liebe und Fürsorge. Am dritten Tag zog sich Grischa beim Sport eine ziemlich starke Verletzung am Bein zu. Auf dem Weg zum Kreiskrankenhaus flehte er mich an: „Machen Sie mit mir, was Sie wollen, aber bitte, bitte bringen Sie mich nicht zurück nach Hause!“ Ich war schockiert.

Doch der Arzt verordnete genau das: nach Hause, völlige Ruhe, täglich Verbandwechsel beim Arzt... Grischa war untröstlich. Als wir in seinem „Zuhause“ eintrafen, kam uns seine Mutter entgegen, völlig betrunken und verärgert darüber, dass wir den Jungen vorzeitig zurückgebracht hatten. Die Verletzung ihres Kindes interessierte sie nicht. Sie weigerte sich, den Jungen täglich zum Arzt zu bringen, so dass eine Schwester der Gemeinde vor Ort diese Aufgabe übernahm. Trotz allem gab ich der furiosen Mutter meine Telefonnummer, für alle Fälle. Den Abschied konnte ich nie vergessen. Grischa, der untröstlich weinte, und seine Mutter, die ihn wütend anschrie...

Meine ganze Familie betete für den Jungen. Nach einiger Zeit begann  Grischa, mich anzurufen. Meist am Wochenende. Dann erzählte er von sich und seiner Schwester, manchmal auch von seiner Mutter. Ich hörte ihm zu, tröstete ihn, bat ihn, gehorsam zu sein, sich in der Schule anzustrengen und dafür zu beten, dass er im Sommer 2022 wieder in die Freizeit kommen könnte.

Gott hat dieses Gebet erhört! Wie freute ich mich, Grischa in unserer Freizeit wiederzusehen!  Aber es entging mir nicht, wie verstört und verängstigt der Junge war. Erst am Ende des zweiten Tages sah ich ein kleines, verstohlenes Lächeln auf Grischas Gesicht. „Hier in der Freizeit geht es mir richtig  gut“,  erzählte er mir. Die anderen Jungen aus seiner Gruppe nahmen ihn auf, halfen ihm, und am Ende hatte Grischa für sein Verhalten und gute Ergebnisse beim Bibelverse-Lernen viele Punkte erhalten, die er in unserem „Freizeit-Shop“ einlösen konnte. Für sich selbst „kaufte“ er allerdings  nichts, sondern eine Puppe und Süßigkeiten für seine kleine Schwester.

Wie dankbar bin ich dem Herrn dafür, dass ich diesem Jungen begegnen durfte – auch in dem Leid seines Alltags zu Hause. Ihn und alle Kinder, die Gott in unsere Freizeiten sendet, dürfen wir mit Gottes Liebe umarmen, damit sie wissen, dass Jesus sie kennt und liebt. Es tröstet mich zu sehen, wie Grischa wächst und Gott in seinem Herzen zu wirken beginnt. Natürlich träumt Grischa davon, auch in diesem Jahr an der Freizeit teilnehmen zu können. Ich habe ihn ermutigt, dafür zu beten. Und ich weiß, dass Grischa im Herzen darum fleht, dass Gott auch seine Mama verändert.