Sibirien im Winter, der Ferne Osten - selbst nach vielen Jahren des Dienstes bleibt das für mich etwas Besonderes. Auch während eines Einsatzes im Januar waren es jene langen Winternächte, die Raum zum Nachdenken gaben, untermalt vom Heulen der Schneestürme und vom Knacken des Frosts. Oft dachte ich an die Verheißung Christi, dass das Evangelium allen Völkern gepredigt werden wird (Markus 13,10). Schauen wir auf das mächtige Wirken Gottes in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion in den vergangenen 30 Jahren! Nahezu unter allen Völkern hat die Verkündigung des Evangeliums begonnen, bis in den Fernen Osten... bis ans Ende der Welt! Die Generation, der ich angehöre, kann aus eigenem Erleben bezeugen, dass Gott treu ist und dass sich Sein Wort erfüllt. Dass Gott uns in Seinem Wirken gebrauchen konnte - allein das ist für mich ein Moment Gottes!

Ich erinnere mich an meine Kindheit in Alma-Ata in Kasachstan (damals Teil der Sowjetunion). Die Verkündigung des Evangeliums war verboten. Wer Gottes Wort verbreitete oder missionarisch aktiv war, musste mit schweren Strafen des kommunistischen Regimes rechnen. Doch selbst Haftstrafen konnten diejenigen nicht aufhalten, die Gott für den Dienst berufen hatte, das Evangelium zu predigen. Für viele von ihnen war das Haus meiner Eltern ein Zufluchtsort und ein Ort der Begegnung. Zu meinen schönsten Erinnerungen gehören jene Abende, an denen ich bei einer Tasse Tee zuhören durfte, wenn sie von ihren Erlebnissen erzählten, davon, wie sie trotz aller Gefahren bis zum Ende der Welt gingen, um allen Menschen von Jesus Christus zu erzählen, wie Gott sie bewahrte und Frucht in ihrem Dienst schenkte. Für mich waren sie Glaubenshelden, und ich konnte nächtelang nicht schlafen, weil ich mir vorstellte, wie ich ihrem Beispiel nacheifern würde.

In jenen Nächten begann Gott zu meinem Herzen zu sprechen. Nach einem dieser aufregenden Abende mit Missionaren - ich war damals 14 Jahre alt - betete ich zu Gott und bat Ihn, mich bis ans Ende der Welt zu senden, damit ich den Menschen dort das Evangelium verkündigen konnte. Über Jahre ist dieser Herzenswunsch Teil meiner Gebete geblieben, und schon mit 16 Jahren durfte ich zu meiner ersten Missionsreise in den Hohen Norden Russlands aufbrechen - in die Stadt Workuta nördlich des Polarkreises. Auch das war ein Moment Gottes!

Doch dann hatte Gott andere Wege für mich, die nach Europa führten, in die USA und zurück nach Asien. Sooft ich es versuchte und so sehr ich es mir wünschte, Gott sandte mich nicht in den Fernen Osten. Erst nach Jahrzehnten der Erwartung kam das Ja und Jetzt von Gott! ER öffnete die Türen für den Dienst der Bibel-Mission und der örtlichen Partnergemeinden im Gebiet Primorje, entlang des Kolyma-Stromes, auf Kamtschatka, in Jakutien, Burjatien und in Tuwa. Wunderbare Möglichkeiten vom Ural bis an das Ende der Welt! Ein Moment Gottes, für den ich zutiefst dankbar bin. Und ein Moment Gottes, auf den ich 40 Jahre warten durfte, und den ich nun vertrauensvoll in Gottes Hand legen darf, denn: „so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.“ (Jes. 55, 8-9)

‍